26.07.2013 Dr. Reiner Pohl
Die Vorteile der Massivbauweise
Herr Dr. Pohl, die Energieeffizienz spielt beim Hausbau eine sehr wichtige Rolle. Woher rührt das?
Da gibt es zwei Aspekte: Auf der einen Seite die Energie- und Klimaschutzpolitik der Bundesregierung, deren Ziel es ist, bis zum Jahr 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudestandard zu erreichen. Zum anderen können die Bauherren durch eine energiesparende Bauweise langfristig eine Menge Geld einsparen.
Sie sprachen die Ziele der Energiepolitik der Bundesregierung an. Dazu gab es 2016 eine Verschärfung der Energieeinsparverordnung EnEV. Was hat das für Auswirkungen?
Sie sprachen die Ziele der Energiepolitik der Bundesregierung an. Dazu gab es 2016 eine Verschärfung der Energieeinsparverordnung EnEV. Was hat das für Auswirkungen?
Dr. Pohl: Genau, seit dem 1. Januar diesen Jahres haben sich die Anforderungen an Neubauten im Wohn- und Nichtwohnbereich erhöht. Das hat zur Folge, dass das neue Eigenheim noch vorausschauender geplant werden sollte. Einen nicht unwesentlichen Teil nimmt dabei die Wahl der Bauweise ein. Wer sich hier für das Bauen mit Mauerwerk entscheidet, trägt bereits einen wesentlichen Teil zu einem energieeffizienten Zuhause bei und ist damit bestens gerüstet, den Anforderungen der Gesetzgebung zu entsprechen.
Woran liegt das, dass gerade massives Mauerwerk hier besonders geeignet ist?
Mit massivem Mauerwerk lassen sich hervorragend gedämmte Wände errichten. Außerdem hat die hohe Wärmespeicherfähigkeit der massiven Wände einen positiven Einfluss auf den Energieverbrauch. Dadurch lässt sich die Sonneneinstrahlung sehr gut nutzen: Mauerwerkswände speichern die durch die Fenster einfallende Sonnenwärme und geben sie – meist in den kühleren Nachtstunden – sukzessive an das Innere der Räume wieder ab. Das senkt den Heizenergiebedarf um bis zu zehn Prozent, da freut sich das Sparschwein.
Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang eine durchdachte Ausrichtung der Fenster?
Sehr wichtig! Die Fensterflächen sollten hauptsächlich nach Süden zeigen – dabei aber nicht zu groß sein. Das könnte im Sommer zu einer Überhitzung führen. In diesen Fällen sind massive Wandkonstruktionen aus Mauerwerk ideal, weil sie, wie bereits beschrieben, die überschüssige Hitze aufnehmen und erst bei Bedarf oder durch bewusste Lüftung in den kühleren Nachtstunden wieder abgeben. Das nennt man sommerlichen Wärmeschutz, der für ausgeglichene Temperaturen im Hausinneren sorgt. Übrigens: In geringerem Maße nehmen auch die nach Osten und Westen ausgerichteten Fenster die Sonnenwärme gut auf.
Ist die besondere Eignung von Mauerwerk als energieeffiziente Bauweise auch wissenschaftlich belegt? Und wie steht sie gegenüber der Holzbauweise da?
Ja, eine aktuelle Studie des Ingenieurbüros alware verglich das Wärmeverhalten fünf simulierter, zweigeschossiger und nach Süden gerichteter Gebäude im Heizperioden-Zeitraum von Mai bis September: Bei vier Häusern wurden die Kennwerte der vier gängigen Mauerwerkssteine Ziegel, Porenbeton, Leichtbeton und Kalksandstein angesetzt, für das fünfte Haus die der Holztafelbauweise. Zugrunde gelegt wurde dabei ein KfW-Effizienzhaus 55. Durch ihre Speichermassen nutzten die Steinhäuser die Sonnenwärme derart gut aus, dass der Heizenergiebedarf um rund zwölf Prozent niedriger ausfiel als bei der Variante mit Holz. Zudem wiesen sie – das zeigte die Simulation – geringere Temperaturschwankungen aus. So lagen im Sommer die Maximaltemperaturen in Mauerwerksbauten bei identisch angesetzten Wärmedämmeigenschaften der Wände mehr als zwei Grad Celsius unter den Spitzenwerten des Holzhauses.
Gibt es neben diesen Vorzügen der massiven Bauweise etwas, womit die Bewohner in ihrem Nutzungsverhalten zur Verringerung des Energieverbrauchs beitragen können?
Vor allem das richtige Lüften ist hier zu nennen. Sowohl für das eigene Wohlbefinden als auch für eine angenehme Raumluft. Damit dabei nicht zu viel Wärmeanteil verloren geht, kommt es aber auf die richtige Lüftungsdauer an.
Gibt es dabei eine Art Faustregel?
Im Sommer sollte der Luftaustausch bis zu 30 Minuten dauern, im Winter reichen meist fünf bis zehn Minuten Querlüftung aus. Wer sich daran hält, also bewusst lüftet, braucht keine Angst vor einem zu hohen Wärmeverlust zu haben. Im Sommer sollte an schwülwarmen Tagen nur in den kühlen Morgenstunden gelüftet werden.
Weitere Informationen zum Thema erhalten Bauherren durch die praktische Checkliste „Energie sparendes Bauen“, die unter www.massiv-mein-haus.de zum Download bereitsteht.
Bildunterschriften und Bildrechte
Bild 01
Dr. Reiner Pohl, fachlicher Berater der DGfM Initiative Pro Mauerwerk
(Foto: privat)
Bildunterschriften und Bildrechte
Bild 02
Die hohen Wärmespeichermassen von massivem Mauerwerk sorgen stets für angenehme Raumtemperaturen und senken dabei den Heizenergiebedarf. (Foto: Massiv mein Haus/Ytong Bausatzhaus)