Berlin, Dezember 2016 – (fpr) Der Wohnungsmangel in Deutschland ist politisches Dauerthema. Doch hierzulande herrscht genauso ein Defizit an Wohneigentum. Das beweist eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts Hannover mit dem Titel „Eigentumsbildung 2.0“. Demnach wohnen rund 70 Prozent in der Altersgruppe der 25- bis 45-Jährigen zur Miete – Tendenz der letzten Jahre: steigend! Insgesamt liegt die Eigentumsquote in Deutschland laut Zensus 2011 bei rund 45 Prozent und ist damit die drittniedrigste im europäischen Vergleich.
60.000 selbstgenutzte Immobilien sollen entstehen
Aufgrund dieser Zahlen wurde im November das Verbändebündnis „Wohn-Perspektive Eigentum“ ins Leben gerufen, zu dem unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM), die Bundesarchitektenkammer (BAK) und der Verband Privater Bauherren (VPB) gehören. Mit der neuen Offensive „Wohneigentum statt Miete“ sollen in Deutschland auf der einen Seite 60.000 von den Besitzern selbst genutzte Eigentumswohnungen bzw. Eigenheime entstehen. Zudem ist es das Ziel, aus 340.000 Mietern Eigentümer zu machen. Bis zum Jahr 2020 soll die Eigentumsquote somit von 45 auf 50 Prozent steigen. Dabei können auch und vor allem Menschen mit mittlerem Einkommen berücksichtigt werden, denen heute oftmals die Perspektive auf Wohneigentum fehlt. Laut Pestel-Studie gebe es eine ganze Reihe von Städten, in denen sich die Investition in eine gebrauchte Immobilie auch für diese Einkommensgruppen lohnen würde. Natürlich auch mit Blick auf spätere Unabhängigkeit.
Wohneigentum bringt Sicherheit im Alter
„Wohneigentum ist ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge“, erklärt Matthias Günter, Studienleiter und Vorstand des Pestel-Instituts. „Die eigene Wohnung ist die einzige Alterssicherung, die unabhängig von jeder Schwankung bei der Rentenhöhe im Alter ‚verzehrt’ werden kann. Sie schützt vor Mieterhöhung, Verdrängung und natürlich auch Altersarmut.“ Spätestens mit der Abschaffung der Eigenheimzulage im Jahr 2006 sei die Förderung von Wohneigentum allerdings faktisch eingestellt worden. Entsprechend fordert das Bündnis, dass der Erwerb einer selbstgenutzten Immobilie vom Staat mehr Beachtung finden muss. Nicht zuletzt würde dadurch auch der Mietwohnungsmarkt in Ballungsräumen entlastet: Derjenige, der sich eine eigene Wohnung zulegt, tritt nicht als Konkurrent um eine Mietwohnung auf.
Offensive stellt fünf konkrete Forderungen an die Politik
An das jetzige und das zukünftige Kabinett nach der Bundestagswahl stellt das Bündnis konkret fünf Kernforderungen, um die Ziele der Offensive „Wohneigentum statt Miete“ zu erreichen. Zum einen sei es wichtig, Schwellenhaushalte finanziell stärker zu unterstützen und gleichzeitig die Förderung durch die KfW-Wohneigentumsprogramme auszuweiten. Des Weiteren soll die bestehende Kreditrichtlinie für Wohnimmobilien entschärft werden, um ein Überdrehen der Auflagen für die Immobilienfinanzierung zu vermeiden. Darüber hinaus ist es wichtig, die Grunderwerbssteuer bundesweit herabzusenken und Freibeträge für den Ersterwerb einer selbst genutzten Immobilie einzuführen. Außerdem empfiehlt sich die Förderung von Infrastruktur und Nahverkehr speziell in den Ballungsräumen, sodass eine bessere Anbindung an den sogenannten Speckgürtel von Metropolen gesichert werden kann. In diesen Bereichen werden auch die Kommunen angesprochen: Das Bündnis fordert, dass sie ihre Grundstücksreserven mobilisieren, um eine Art „Bauland-Offensive“ für Wohneigentum zu starten.
Wie dringlich die Situation ist, zeigt sich daran, dass Deutschland selbst bei einer Eigentumsquote von 50 Prozent im europäischen Vergleich zu den Schlusslichtern gehören würde. Ein klarer Auftrag also an die Politik. Für detailliertere Einblicke in die Untersuchungsergebnisse steht die Pestel-Studie „Eigentumsbildung 2.0“ unter www.dgfm.de zum Download bereit.
Bildunterschriften
Bild 01
Mit einer Eigentumsquote von nur 45 Prozent liegt Deutschland in Europa auf dem drittletzten Platz. Um diesem Defizit entgegenzuwirken stellt das neue Verbändebündnis „Wohn-Perspektive Eigentum“ konkrete Forderungen an die Politik. (Foto: DGfM/UNIPOR, München)
Bild 02
Durch eine neue Offensive sollen 60.000 von den Besitzern selbst genutzte Immobilien entstehen und 340.000 Mieter zu Eigentümern werden. (Foto: DGfM/Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.)